Dienstag, 2. Februar 2010
ZORN
Zorn war immer ein Zentrales Thema, in mir, schon als Kind.

Habe meine eigene Wut beobachten können, "scheinbar" getrennt von mir und habe mich immer gewundert, was da plötzlich in mir hochschießt,
und vor allem warum ?

Schon als kleines Kind, oh ich konnte beim spielen nicht verlieren, dass hat so in mir gekocht, ich empfand richtige Scham, für alle anderen "unsichtbar". Oder wenn meine Schwester ständig, wie mit der größten Selbstverständlichkeit, über meine Grenzen ging, mit mir machte was sie wollte, ich unfähig mich dagegen zu wehren. Dann bin ich innerlich übergeschäumt, total ausgeliefert. Nach außen hin war ich nur erschrocken, wie fies jemand sein kann, so durchtrieben, brutal, da konnte ich gar nicht mit. Also ließ ich es mit mir machen. Während ich mich innerlich damit abplagte, das Gefühl von Wut zu unterdrücken und mir die Welt schön dachte, in meiner Angst.


So bin ich Jahrzente mit mir verfahren, hab sie weg gelächelt die Wut, hab mich als Opferlamm dargebracht und Erklärungen für mein Verhalten gefunden, die Christliche Prägung, auch noch die andere Wange hinzuhalten.

Und noch einen Rosinenkuchen dazu gebacken.

So Mitte dreisig, nach einer Gescheiterten Ehe und einer frustierenden Liebschaft, bin ich dann explodiert vor Wut, wegen der ganzen Verlogenen Scheiße um mich herum, dieses Benutzen, diese Machtspielchen, diese Liebeserpressungen, diese ganze Fickerei, die mehr Schmerz hinterlässt als Freude, da war es Aus, mit der Guten Mine zum verlogenen Spiel.

Bei einem meiner Männer, wurde mir diese devote Seite an mir bewusst. Etwas was ich immer nicht wahrhaben wollte. Und er hat es schamlos ausgenutzt, stellenweise, war das alte Gefühl wieder da, dass ich bei meiner Schwester empfunden hatte,
hilflos ausgeliefert.

Wollte ich mich selbst, nicht noch weiter in den Schlammassel treiben, musste ich hier aufhören, sonst wäre ich ewig das Opferlamm, würde mich nie kennenlernen, wie ich bin, wenn ich Selbst ganz allein für mich verantwortlich bin, wenn ich entscheide, was mich glücklich macht, das ich komme wann es mir recht ist, und gehe, wenn es mir so ist, ohne diese "faulen Kompromisse" vor lauter Angst, nicht geliebt zu werden. Das wollte ich mir nicht mehr antun.

Wie ein Vulkan, der unverhofft, über Nacht sein langangesammelt Magma, mit einer kräftigen Wucht, nach außen befördert, ich brannte lichterloh, in mir drin. Und keinen hab ich verschont, in meinem Zorn, vor dieser heißen Flut.

Vor allem an Männern, reagierte ich mich ab.
Als ob ich tausende von Jahren Unrecht, an den Frauen rächen müsste, für all die Schmach, dass das Weib zu einem Seelenlosen Wesen machte, dass dem Manne untertan sei. Dem Fesseln angelegt werden. Und fühlte gleichzeitig, den ganzen Schmerz der Frauen, der mein Schmerz war.

Irgenwie mutierte ich dann zur Furie, ich konnte schreien, wenn mir etwas zu viel wurde, was da alles über meine Lippen kam, oh je. Manchmal bin ich in solchen Wutausbrüchen, vor den Spiegel gelaufen, das häßliche Gesicht, das Verzweifelte, dass sich nur schreiend ausdrückte, wenn es an Grenzen kam.
Wie oft hab ich mich deswegen geschämt. Aber darauf konnte ich, in solchen Momenten keine Rücksicht nehmen, weil eben das Rücksichtnehmen, auch meiner Person nicht zukam, der Moment, wo ich keine Wahl mehr hatte, der Druck war übermächtig, ich musste mich wehren.

Selbst, wenn ich nicht mehr geliebt wurde, das war mir nun egal.

Ich empfand einen richtigen Kräfteschub in meinem Toben, ein fremdes aber durchaus angenehmes Gefühl.

So wie die alten Krieger, sich auf ihr Pferd setzten, voller Energie und in den Krieg zogen, und ihre Stimmen schallten Laut im Chor, auf in den Sieg, bis zum Tod.

Und keinerlei Angst war ihnen, nur die Kraft.

Adam musste mal dran glauben, als er mich offensichtlich verarschen wollte, da kam der Zorn über mich, "was meint der denn, wie er mit mir umgehen kann", ich warne auch immer vor, da hat es mir dann gereicht, und ich habe ihn eine kleine Böschung runter gestoßen, was eine Kraft da in mir war, der unglaubliche Hulk ;-) Und er kullerte schreiend über Sand und Wüstengestrüpp.

Ein Bild, das mir viel offenbahrt hat, und bis heute finde ich es amüsant.

Manchmal, ist es auch passiert, dass ich meinen Zorn, an meinen Kindern abgelassen hab. Oh je.
Einfach nur weil sie gerade Anwesend waren.

Oder weil sie mich verarschen wollten, dass ist ein Punkt, der bei mir gar nicht mehr geht.

Bei ihnen hab ich mich entschuldigt und erklärt.


Es gab einen Moment in der Zeit, wo ich genau wusste, JETZT ist der Moment:
M. meine tyrannische ältere Schwester, die mich durch die Hölle gehen ließ, die mich körperlich quälte und psychisch, meine ganze Kindheit durch. Sie war eifersüchtig auf mich, ich wurde vom Vater geliebt, sie nicht. Und diese Wut bekam ich dann zu spüren.

Wenn ich jetzt zurückdenke, liegt über meiner Kindheit, ein dichter Nebel von Angst. Sie war so heimtückisch, dass ich immer wachsam sein musste.

Der Moment war auf einer Party bei uns zuhause, ein paar Freunde, meine Schwester und ich.
Sie kochte vor Wut, weil die männlichen Anwesenden,
sich zu mir hin gezogen fühlten. Und in diesem Grüppchen, ich lachend und fröhlich war. Das musste sie zerstören, sie fing an mich zu beschimpfen, Lügen über mich zu erzählen, als ich noch Rückendeckung bekam, war es ganz aus, sie warf uns alle raus, die Party ist vorbei. Obwohl ich dort genauso zuhause war wie sie.

DA "in diesem Augenblick" hätte ich mich wehren sollen, ich war 17 und sie 23. Damals war schon die Kraft in mir, dass habe ich in diesem Moment gemerkt,
das Kriegergefühl, ich habe es mir einfach nicht zugetraut. Ich hätte ihr eine Klatschen sollen. Statt dessen bin ich gedemütigt gegangen.

Das war nicht gut...

So habe ich mir selbst, all die Jahre meine Kraft rauben lassen, in einem Wahn von Mitleid.

Um das ganze abzuschließen, hab ich eine Psychoanlyse gemacht, vier Jahre.

Ich konnte nicht mehr aufhören zu schreien, sogar in der Nacht schrie ich. Meisens kam aber kein Ton heraus. Ich war eine zornige Frau geworden. Das andere Extrem, nein, dass ist in Wahrheit nicht mein Wesen. Das muss ich verhindern, um meinen inneren Frieden willen.

In den ersten Monaten bei der Therapeutin, habe ich eine Stunde lang nur geweint und geweint. "Ein Satz" aus meinem Inneren, dem verborgenen, dem verschwiegenem, langte um untröstlich zu weinen.

Ich habe einen ganzen See geweint.

So langsam, konnte ich das durcheinander, ordnen, es wurde besser.

Vor allem habe ich meine Esstörung, geheilt. Mich mit dem Essen versöhnt.

Den Zorn in mir, hab ich gezähmt, das Wilde in mir, das seine Berechtigung hat, in einer Welt, wo Hunde Brillianten um den Hals tragen, während ein Teil von der Welt nichts zu essen hat. Absurdistan.

Hab Freude daran gefunden, mit Worten zu spielen, mich zu erweitern, nicht mehr laut werden, sag was Du zu sagen hast, in warmer Tonlage, Selbstbewusst,
übe ich bis heute noch. Geht immer besser.
Manchmal, aber nur manchmal, werde ich auch laut, es gibt Menschen, die verstehen keine andere Sprache.

Wenn ich von etwas überzeugt bin, "steh" ich auf, gleichgültig, "wer" da vor mir steht.
Das geht gar nicht mehr anders, dass ist mir nun im Blut der "heilige Zorn" den ich in den meisten Fällen, mit unschlagbaren Argumenten, zum Ausdruck bringe, "warmen Tönen". Kaum noch, dass da Emotionalität ist, es ist ein innwendiges "Beben" nur erfühlbar, abgetrennt von Gedanken. Wenn etwas "Krank" ist oder total schief läuft, oder so unverschämt dumm dreist ist, ja das ruft die alte Kriegerin auf den Plan. Dann macht es mir wirklich Freude, diese Kraft die ich spüre, raus zulassen, meinen Schneid gefunden zu haben, den ich mir von niemanden mehr, begrenzen, fesseln lasse.

So gesehen, hat meine Schwester mir einen Gefallen getan, in meiner Angst wurde ich wachsam, zur Beobachterin, mit geschärften Sinnen. Und hab irgendwie die Kurve gekriegt, die Hölle überlebt.
Ist das Glück ?

Wenn ich jetzt, während ich schreibe an meine Schwester denke, ist eine tiefe Ruhe in mir, wie etwas aus einer anderen Zeit, in der wir uns kannten, und auseinander gingen, als Fremde, als "Feinde".

Hab losgelassen, von allem was mich "klein" machen will, mich hindern, Ich zu sein.

Jetzt kommt der Zorn recht selten vorbei, nur wenn es sein muss, sattle ich mein Pferd, wie die alten Krieger, begebe mich unerschrocken und voller Kraft, in ein Gefecht, als ob es das Letzte wäre, was ich tue.

Der Zorn wechselt in einem Bruchteil von einer Sekunde, zu einer Klarheit, ein sehr belebendes Gefühl, von Kraft. Und alles nur mit ein paar Worten, ohne jegliches Kopfkino.

Das fühlt sich für mich richtig an, erfrischend und klar, das Beben von innen, mein ureigenster Seismograph, der mir Gefahr anzeigt, wo ich reagieren muss.








https://www.youtube.com/watch?v=MUABLpVCmDc

... link (0 Kommentare)   ... comment