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Freitag, 21. Juni 2019
Die Absicht
morningsun, 23:40h
Die Absicht
Das erstemal, bewusst, in diesem Leben, kam ich mit 6 Jahren zum Göttlichen. Ich wuchs in einem von Kommunismus geprägten Elternhaus auf, und von Gott war nie die Rede. Der Krieg war 10 Jahre vorbei, und der Glaube der Menschen hat sehr gelitten.
In der ersten Klasse, saß ich neben einem Mädchen, dessen Eltern Zeugen Jehovs waren, sie lud mich
ein, einmal mit in die Bibelstunde zu kommen. Was ich dann auch tat, nicht ohne den Spott meiner Mutter.
Es war ein uraltes verfallenes Haus, (aus heutiger Sicht, hat in diesen Räumen seit Hunderten von Jahren, sich nichts verändert, weder im Äußeren noch im Geistigem) und dunkel im Inneren. Es war ein großes Zimmer, mit Stühlen angereiht, wie im Theater. Vorn hing ein schlichtes Holz Kreuz und ein Strauß Blumen,
der in diesem Raum der Schwere etwas lebendigkeit brachte. Dann kam ein kleiner gebeugter Mann, mit
Buckel in das Zimmer. Mein erstes fühlen war Angst vor ihm. Seine kleinen Augen, sahen aus, wie die eines
Vogels und so schnell blickte er auch um sich. Dann teilte er die Kinder Bibel aus und fragte mich nach
meinem Namen. Ich war ein stilles schüchternes Kind, was sich kaum getraut hat. Er wollte wissen, ob ich schon mal von Jesus gehört habe. Nein hatte ich nicht.
Dann ließ er die Kinder im Kreis, um sich, herum setzen, und erzählte die Jesus Geschichte.
Ich kann gar nicht in Worten wiedergeben, was in mir passierte, ich sah die Bilder, die er erzählte.
Und ich spürte so eine tiefe Traurigkeit in mir, dass ich gar nicht mehr aufhören konnte zu weinen.
Jeder Versuch mich zu trösten, konnte die innere Schwere nicht aufheben. Zum Schluss gab es noch Milch und Kekse. Auf dem Nachhauseweg, fragte mich meine Freundin, völlig ungerührt, nach dieser Geschichte !
ob ich nächstes mal wieder mitkomme. Ich sagte ja, bin aber nie wieder hin, dass war zu erschütternd.
Seit dieser Zeit verspürte ich innerlich den Drang zu beten. Ich wohnte in der Nähe eines Wasserturmes,
über dem Eingang, war die Skulptur einer Wasserfrau, die ihren Krug über der Welt leerte.
Da legte ich Blumen auf die Stufen und betete für mich ganz allein, zu Jesus.
Was mich wirklich vieles ertragen lassen hat, in meiner Kindheit. Zeitweise wurde ich von meiner
Familie, spöttisch die Heilige genannt. Ich ertrug es, da mein Innenleben und meine Phantasie reich waren.
In der Pubertät waren mir nun andere Dinge wichtig. Ich verlor, meine unschuldige Naivität, und wurde
mit mit jedem Jahr mehr zum "Raubtier" wie alle anderen auch.
Nachdem ich geheiratet hatte und ein Kind zur Welt gebracht habe, zog es mich wieder zu Gott.
Habe dann auch bei der Kirche gearbeitet in Berlin. Was für eine wundervolle Zeit das war.
Der Pfarrer der Gemeinde, den wir alle duzten, war ein wirklicher Hirte und Mensch dazu.
Oft haben wir die Gottesdienste in der Natur an einem See verbracht, und sind alle anschließend nackt in den See gesprungen, da gab es keine konservativen Grenzen.
In dieser Zeit habe ich auch, oft die Kirche betreten, und in meinem Zwiegespräch mit Gott, mich
entschuldigt, "ich seh dich nicht, ich hör dich nicht, und ich fühle dich nicht."
Dann kam die Ausbürgerung, was für ein Witz, nach dem Westen.
Absolutes Neuland. Die ersten Wochen konnte ich nicht mal in den Supermarkt gehen, weil mich dieser Überfluss überschwemmt hat.
So fühlt es sich also an, wenn man seine Wurzeln verloren hat.
Da ich bei der Kirche gearbeitet habe, hat man sich unser angenommen, vor allem in der Orientierung.
Die Kirche finanzierte uns eine Reise, damals waren wir die "Ostflüchtlinge". Da lernte ich eine Frau kennen Gretel, eine ältere Dame, mit einem Riesengroßen Herz. Wir waren dann befreundet und sie erzählte mir ihre Lebensgeschichte, die sehr außergewöhnlich war.
Sie hatte drei Kinder, zwei davon waren
Sannyasins, bei Bhagwan in Indien und der andere Sohn, war Pfarrer in einer Pfingstgemeinde.
Sie war sehr selbstkritisch und hat sich viele Fragen gestellt und sogar die Zeitschrift von Bhagwan
monatlich bestellt und gelesen. Sie hat mir ein paar Zeitungen davon mitgegeben.
Das erschien mir alles so verrückt, was ich da gelesen habe, aber gleichzeitig auch eine starke
Hinwendung und Faszination. Mein Feuer war geweckt und ich bin, in die fremde Welt eingetaucht.
Und wenn ich das Tue, dann mit allem was mir zur Verfügung steht, gnadenlos, hier geht es
einzig und allein um mein Seelenheil.
Die letze Welle, die mich von der "Normalität" weggespült hat, war die Einnahme von LSD.
Da war ich nun, gefangen zwischen den Welten sozusagen. Das was ich da erlebt habe, und das was
ich in der "Realität" erlebe, ist nicht miteinander zu vergleichen, dass sind verschiedene Wirklichkeiten.
Habe die Ehe sprengen müssen, sonst wäre ich dort vergangen, wie eine Primel ohne Wasser.
Der Mann war gut, nur sein Gott ist die ewige Routine, und das bin nicht, ich. Und habe für mich entschieden, dass die Ehe, für mich nicht so passend ist. Mich engt das ein, auf vielen Ebenen.
Brauche auch nicht ständig jemanden um mich, oder Dauerunterhaltung. Und Männer verstehen in
der Regel nicht, wenn ich manchmal tagelang keine Muse dazu verspüre, eine Unterhaltung zu führen, sie nehmen das persönlich, was es aber von meiner Seite nicht ist, Ärger und Diskussionen vorprogrammiert, und das brauche ich im Leben nicht wirklich.
Jesus gab mir nicht mehr den Halt, wie es einst mal gewesen ist. Und nach der Scheidung, fühlte ich mich, im wahrsten Sinne des Wortes, Vogel-frei. War dann zwei Jahre mit einem Zigeuner unterwegs, der Musik gemacht hat, diese Zeit war eine einzige Achterbahnfahrt, zwischen Himmel und Hölle. Über ihn, bin
ich zum Tarot gekommen. Für mich ist Tarot nicht nur zur Auslegung da gewesen, sondern ich bin Schritt
für Schritt, die Reise des Adepten angetreten. Die Reise ins eigentliche Ich, ohne den beschönigenden Blick, des eigenen Selbstmitleides, hart und schonungslos, ein sehr schmerzlicher Prozess.
Und jedesmal, wenn ich meine geistige Richtung änderte, entsprechend, tauchten dann auch Menschen auf, aus der Materie kommend.
So erging es mir mit dem Tarot, und des erfassen wollend, was ist Magie. Da tauchen wahrlichst, die
seltsamsten Menschen auf und wunderlichen Geschichten. Ein paarmal wurde ich Zeugin, von sehr
zusammen gefügten Vorgängen, die ich mir rational überhaupt nicht erkären konnte. Da wusste ich
bei mir, mir fehlt noch was. Alles was ich an Literatur darüber fand, verschlang mich. So intensiv,
dass Erleben.
Mein Leben auf der Überholspur saugte mich zunehmend aus, in mir wusste ich, dass ist alles zu viel, und sah mich zusammen brechen. Krankheiten nagten schon seit meiner Kindheit am Körper. Und es hörte nicht auf, und ich wusste nicht, wie ich dieses Karusell verlassen konnte. Und in mir war ein Berg von Tränen und Verwirrtheit, von allen guten Geistern verlassen, so schien es mir.
In dieser Zeit habe ich viel getrunken, um den anwachsenden Berg an Schmerzen, den ein Leben
so mit sich bringt, runter zu schlucken. Und ich habe ernsthaft geglaubt, dass ich die Zügel in der Hand hätte, beim Spiel des Lebens, ich war clever, mir konnte so schnell keiner was.
Doch Nachts, wenn ich im Bett lag, und ich einen Alptraum nach dem anderen hatte, und danach
vor lauter innerlicher Angst nicht mehr schlafen konnte, weil mich diese Bilder verfolgten, auch im Wachzustand, und es waren vornehmliche Kriegerische Träume, in denen ich immer in Bedrohliche
Zustände geraten bin. In dieser Zeit kamen auch viele biblische Bilder in mir hoch. Einmal habe
ich die Geschichte von Kain und Abel, "durchlebt" oder wie Josef in den Brunnen geworfen worden ist.
( heute weiß ich, dass Wasser der Wasserfrau, meine Zeit mit Gott, in Kindertagen, Wasser und der
Brunnen habe ich für mich als die geistige Taufe gedeutet. Das Omen)
Ich konnte nicht mehr, ich musste vor mir zugeben, ich bin ein Wrack. Und die Bilder im Kopf, die nicht enden wollenden, spülten mich fort. Kopfunter. Jegliche spirituelle Orientierung verloren, viel angesammlet, die Kammer war voll, doch nichts hat geholfen, oder nicht lange und wirksam.
In dieser Zeit war ich unter anderem bei den Rosenkreuzern, ja hat mir gut gefallen, aber nach einem Jahr wollte mein Geist weiter wandern. Da kam ich mit den Upanishaden in Berührung, da fühlte ich seit langen mal wieder eine Göttliche Freude in mir, und eine überwältigende Sehnsucht, nach etwas was ich vergessen habe. Seit in diesem dunklen alten schäbigen Raum, meine Liebe zu Gott erweckt worden ist.
Ich habe viele schöne Dinge erlebt, so ist es nicht, aber das Wenigste trug die Tiefe, nach der ich mich sehne.
Wobei ich noch zwei Bücher erwähnen muss, die mich auch auf eine lehrsame Reise geschickt haben, Zanoni und Flita.
Nichts konnte mich geistig lange gefangen halten, wie eine Nomadin streifte ich weiter durchs Pfadlose Land, kostete mal von dies oder jenem, um mich dann weiter auf die Reise zu machen. Um mein
eingemauertes Herz und meine blinden Augen, zu befreien. Mein einzigstes Ziel, in der Verwirrung.
Mein innerstes Zwiegespräch hat nie aufgehört, nur ich bin vom Pfad runter, weil ich muss wissen! wo
ich bin.
Wollte mit meinem Sohn in den Urlaub fahren, wusste aber nicht wohin, also dachte ich, gehe ins Reisebüro, und was dich inspiriert, das buchst du dann. Zu dieser Zeit Mitte der 90ziger, waren Reisebüros noch gut besucht, und ich musste eine Weile warten. In dieser Zeit, fiel mir ein Prospekt von Tunesien auf,
ich blätterte ihn durch, und mir fiel ein, mein Vater war Seemann, und er erzählte mal von Tunesien,
und das es eine andere Welt sei. Ok dachte ich, andere Welten sind gut.
Diese Tunesien Liebe hielt mehrere Jahre an. Dort war ich mir wieder bewusst, dass Leben auch pure
kindliche Freude sein kann. Das was mir im "kalten" Deutschland fehlt. Einfach ohne wirklichen Plan,
zu sein, und seinem Tagwerk nachgehen. Da ich dort einen Freund hatte, habe ich unter Einheimischen gelebt. Was hat es mein Herz erfüllt, wenn ich durch kleinen Oasen Stadt lief, und das lebendige Treiben sah, mit all seinen Farben und Gerüchen, der ständigen Wärme, zu danken, bewegen sich die Menschen
langsam und gemächlich, und keine Zeit sitzt da im Nacken.
Da habe ich am meisten das Wunder des
Lebens in mir aufnehmen können, das Kommen und das Gehen, als universelles Gesetz, während in
der Morgendämmerung der Muezzin ruft.
In so einer Nacht sah ich den Tod, unter einem Rosentor stehen und gütig lächeln, er holte den Bruder von meinem Freund. Mich hat das innerlich gesehene zu tiefst
erschüttert, obwohl es eine friedliche Situation war. Einen Monat später ist sein Bruder verstorben.
Oft hab ich in Tunesien gedacht, ich kenne das alles, aber weiß nicht woher.
Dann war ich für längere Zeit in einer Reha. Dort lernte ich eine Frau kennen, die mit Aufstellungen
von Hellinger zu tun hatte. Kannte ich nicht, aber neugierig wie ich bin, gleich alles gelesen. Da viel mir bei
Zitaten öfters der Name Carlos Castaneda auf, und diese Zitate haben es mir gleich angetan.
Also fing ich an, "Die Lehren des Don Juan" zu lesen. Beim lesen viel mir auf, an vielen Stellen, dass ich als Kind so gedacht habe, was er beschreibt. Aber die Welt mit ihrem Takt, jegliches Wissen darüber verschlingt, um ihn dann als leere Hülle wieder auszuspucken. Die Kreuzigung.
Ich hab mit den Büchern, gelebt, gelacht, geweint, überall war ein Buch von Castaneda dabei, als Schutz
und Mahnung, bei einem Rückfall, in die alte Hülle.
Und so langsam, spürte ich die Wirkung an mir. Meine Selbstdisziplin, wurde mir zur Notwendigkeit
und jeder Erfolg, erfüllte mich mich Freude. Da war wieder etwas in meinem Leben, dass das Erforschen
der Dinge, spannend und lohnenswert mache, eine ganz Neue Wirklichkeit tat sich vor mir auf.
In dieser Zeit war ich in einer Silvester Nacht, in einem Park, jenseits vom Trubel der Feiernden,
Stille, nur das leise Rauschen des Windes, ab und zu gab eine Ente einen Ton von sich. Ein kleiner
Fluss ergoss sich in eine Quelle, und wehte sein Wassergemurmel zu mir. Über mir der klare Sternenhimmel. Ich war erfüllt von meinem Neues Wissen, über das Leben und sehr dankbar, etwas gefunden zu haben, dass ich aus vollem Herzen lieben kann, dass erzählte ich den Sternen, und bedankte mich auch bei Don Juan, dass er sein Wissen weitergegeben hat. In diesem Augenblick zischte eine
Sternschnuppe am Himmel, an meinen Augen vorbei. Und ich empfand die gleiche Liebe, wie damals in Kindertagen, in dem dunklen Haus, für Jesus.
Nur war ich aus der Kammer rausgetreten, zu eng zu staubig und überall lauern Fallen. Letztens habe ich gelesen, dass finde ich sehr passend, "warum vor dem Ochsenkarren der Religionen her laufen, wenn man auch auf den Schwingen des Adlers-Bewusstseins, fliegen kann."
14 Jahre gab es geistig nichts anderes, die Lehren der Tolteken zu erforschen. Habe mich von vielem
verabschiedet, was früher mein Leben zur Quelle des ewigen Chaos beherrscht hat. Habe die dunkle Kammer, in der sich in vielen Jahrzehnten so viel Unrat angesammelt hat, radikal ausgemistet.
Die Fenster geöffnet und das Licht wieder herein gelassen. Hab der Kammer einen Neuen Anstrich verpasst, nun ist sie licht und leer. Und bevor ich etwas wieder in sie hineinstelle, wäge ich gut ab, ob
überhaupt nötig fürs Inventar.
Aber nur gelegendliche Momente des sich Eins fühlens, lassen mich nicht ruhen, immer weiter zu gehen.
Jeder Versuch ein anderes Buch zu lesen, scheiterte, alles erschien mir so banal, was da geschrieben stand.
Und Bücher sind für mich, wie die Luft zum atmen.
Das erste Buch viele Jahre später, was meine Aufmerksamkeit fesselte, war von H.J. Ortheil
"Die Erfindung des Lebens". Bei diesem Buch, bin ich während des Lesens, immer wieder in meine eigene Kindheit zurück geglitten, und habe "korrigiert" was mir einst Wunden verursacht hat, so dass es heute keine Macht mehr über mich hat. Jegliche Erinnerung kann nun durch fließen, ohne anzuhalten, oder
gar bedauern.
Nun komme ich mir manchmal wie Gefäß vor, und kann vom süßen Nektar des Geistes kosten, wohl wissend, dass ich nicht der Inhalt bin, manchmal aber auch, drückt mir sein Inhalt fast das Herz ab. Das sind die schrecklichen tiefen Momente, wo mir in aller Klarheit bewusst ist, das ich vom Ursprünglichen getrennt bin. Aber nun mit der Erfahrung, dass ich nie wirklich getrennt war, ich war lange Zeit des Spielens nicht müde, und bin immer wieder auf anderen Pfaden gewandelt, und habe mich, in meiner
eigenen Sonne geblendet und bin 40 Jahre durch die Wüste geirrt. Bevor ich "mein Land" gefunden habe.
Mein Sohn sagte vor ein paar Tagen zu mir, "Mutter ich muss nicht alle Schleier weg ziehen und jeden Tag
neu, wie Phönix aus der Asche entstehen, wie du." Schön, hat er das gesagt, ja ich muss das machen,
und ich habe da gar keine Wahl, nicht eher bis ich wieder, dass bin und erkenne, aus dem ich vor Urzeiten durch Gott hervor gegangen bin. Dennoch Leben um Leben, ist ein Wunder, so wie die ganze Schöpfung
ein unbegreifliches Wunder ist.
Als ich angefangen habe, die Dinge so zu sehen wie sie sind, und nicht wie ich das gerne hätte, kann ich nur
in Demut auf die Knie gehen.
Denn das dunkle Zimmer, wo mir das Licht zuerst erschien, war erst der Anfang, von einer Unendlichen
Reise. Die Vorstellung, dass dieses Leben nur der Beginn von etwas noch Größerem ist, was mein Bewusstsein gar nicht wirklich erfassen kann, trägt mich durch das Leben, und manchmal schwebe ich,
so weit weg vom weltlichen Theater und trinke von der nie versiegenden Quelle "der Wasserfrau" der universellen Mutter.
Nun im Alter, zieht es mich gerade zum Sanskrit und den Veden und den Yogis, und zur Freude, finde
ich viele Übereinstimmungen, mit den Lehren der alten Tolteken, was gewisse Techniken betrifft.
Der Lotus ist eine Blüte, dessen Wurzeln tief im Sumpf stecken, einmal im Licht angekommen, erstrahlt er in voller Schönheit.
Das erstemal, bewusst, in diesem Leben, kam ich mit 6 Jahren zum Göttlichen. Ich wuchs in einem von Kommunismus geprägten Elternhaus auf, und von Gott war nie die Rede. Der Krieg war 10 Jahre vorbei, und der Glaube der Menschen hat sehr gelitten.
In der ersten Klasse, saß ich neben einem Mädchen, dessen Eltern Zeugen Jehovs waren, sie lud mich
ein, einmal mit in die Bibelstunde zu kommen. Was ich dann auch tat, nicht ohne den Spott meiner Mutter.
Es war ein uraltes verfallenes Haus, (aus heutiger Sicht, hat in diesen Räumen seit Hunderten von Jahren, sich nichts verändert, weder im Äußeren noch im Geistigem) und dunkel im Inneren. Es war ein großes Zimmer, mit Stühlen angereiht, wie im Theater. Vorn hing ein schlichtes Holz Kreuz und ein Strauß Blumen,
der in diesem Raum der Schwere etwas lebendigkeit brachte. Dann kam ein kleiner gebeugter Mann, mit
Buckel in das Zimmer. Mein erstes fühlen war Angst vor ihm. Seine kleinen Augen, sahen aus, wie die eines
Vogels und so schnell blickte er auch um sich. Dann teilte er die Kinder Bibel aus und fragte mich nach
meinem Namen. Ich war ein stilles schüchternes Kind, was sich kaum getraut hat. Er wollte wissen, ob ich schon mal von Jesus gehört habe. Nein hatte ich nicht.
Dann ließ er die Kinder im Kreis, um sich, herum setzen, und erzählte die Jesus Geschichte.
Ich kann gar nicht in Worten wiedergeben, was in mir passierte, ich sah die Bilder, die er erzählte.
Und ich spürte so eine tiefe Traurigkeit in mir, dass ich gar nicht mehr aufhören konnte zu weinen.
Jeder Versuch mich zu trösten, konnte die innere Schwere nicht aufheben. Zum Schluss gab es noch Milch und Kekse. Auf dem Nachhauseweg, fragte mich meine Freundin, völlig ungerührt, nach dieser Geschichte !
ob ich nächstes mal wieder mitkomme. Ich sagte ja, bin aber nie wieder hin, dass war zu erschütternd.
Seit dieser Zeit verspürte ich innerlich den Drang zu beten. Ich wohnte in der Nähe eines Wasserturmes,
über dem Eingang, war die Skulptur einer Wasserfrau, die ihren Krug über der Welt leerte.
Da legte ich Blumen auf die Stufen und betete für mich ganz allein, zu Jesus.
Was mich wirklich vieles ertragen lassen hat, in meiner Kindheit. Zeitweise wurde ich von meiner
Familie, spöttisch die Heilige genannt. Ich ertrug es, da mein Innenleben und meine Phantasie reich waren.
In der Pubertät waren mir nun andere Dinge wichtig. Ich verlor, meine unschuldige Naivität, und wurde
mit mit jedem Jahr mehr zum "Raubtier" wie alle anderen auch.
Nachdem ich geheiratet hatte und ein Kind zur Welt gebracht habe, zog es mich wieder zu Gott.
Habe dann auch bei der Kirche gearbeitet in Berlin. Was für eine wundervolle Zeit das war.
Der Pfarrer der Gemeinde, den wir alle duzten, war ein wirklicher Hirte und Mensch dazu.
Oft haben wir die Gottesdienste in der Natur an einem See verbracht, und sind alle anschließend nackt in den See gesprungen, da gab es keine konservativen Grenzen.
In dieser Zeit habe ich auch, oft die Kirche betreten, und in meinem Zwiegespräch mit Gott, mich
entschuldigt, "ich seh dich nicht, ich hör dich nicht, und ich fühle dich nicht."
Dann kam die Ausbürgerung, was für ein Witz, nach dem Westen.
Absolutes Neuland. Die ersten Wochen konnte ich nicht mal in den Supermarkt gehen, weil mich dieser Überfluss überschwemmt hat.
So fühlt es sich also an, wenn man seine Wurzeln verloren hat.
Da ich bei der Kirche gearbeitet habe, hat man sich unser angenommen, vor allem in der Orientierung.
Die Kirche finanzierte uns eine Reise, damals waren wir die "Ostflüchtlinge". Da lernte ich eine Frau kennen Gretel, eine ältere Dame, mit einem Riesengroßen Herz. Wir waren dann befreundet und sie erzählte mir ihre Lebensgeschichte, die sehr außergewöhnlich war.
Sie hatte drei Kinder, zwei davon waren
Sannyasins, bei Bhagwan in Indien und der andere Sohn, war Pfarrer in einer Pfingstgemeinde.
Sie war sehr selbstkritisch und hat sich viele Fragen gestellt und sogar die Zeitschrift von Bhagwan
monatlich bestellt und gelesen. Sie hat mir ein paar Zeitungen davon mitgegeben.
Das erschien mir alles so verrückt, was ich da gelesen habe, aber gleichzeitig auch eine starke
Hinwendung und Faszination. Mein Feuer war geweckt und ich bin, in die fremde Welt eingetaucht.
Und wenn ich das Tue, dann mit allem was mir zur Verfügung steht, gnadenlos, hier geht es
einzig und allein um mein Seelenheil.
Die letze Welle, die mich von der "Normalität" weggespült hat, war die Einnahme von LSD.
Da war ich nun, gefangen zwischen den Welten sozusagen. Das was ich da erlebt habe, und das was
ich in der "Realität" erlebe, ist nicht miteinander zu vergleichen, dass sind verschiedene Wirklichkeiten.
Habe die Ehe sprengen müssen, sonst wäre ich dort vergangen, wie eine Primel ohne Wasser.
Der Mann war gut, nur sein Gott ist die ewige Routine, und das bin nicht, ich. Und habe für mich entschieden, dass die Ehe, für mich nicht so passend ist. Mich engt das ein, auf vielen Ebenen.
Brauche auch nicht ständig jemanden um mich, oder Dauerunterhaltung. Und Männer verstehen in
der Regel nicht, wenn ich manchmal tagelang keine Muse dazu verspüre, eine Unterhaltung zu führen, sie nehmen das persönlich, was es aber von meiner Seite nicht ist, Ärger und Diskussionen vorprogrammiert, und das brauche ich im Leben nicht wirklich.
Jesus gab mir nicht mehr den Halt, wie es einst mal gewesen ist. Und nach der Scheidung, fühlte ich mich, im wahrsten Sinne des Wortes, Vogel-frei. War dann zwei Jahre mit einem Zigeuner unterwegs, der Musik gemacht hat, diese Zeit war eine einzige Achterbahnfahrt, zwischen Himmel und Hölle. Über ihn, bin
ich zum Tarot gekommen. Für mich ist Tarot nicht nur zur Auslegung da gewesen, sondern ich bin Schritt
für Schritt, die Reise des Adepten angetreten. Die Reise ins eigentliche Ich, ohne den beschönigenden Blick, des eigenen Selbstmitleides, hart und schonungslos, ein sehr schmerzlicher Prozess.
Und jedesmal, wenn ich meine geistige Richtung änderte, entsprechend, tauchten dann auch Menschen auf, aus der Materie kommend.
So erging es mir mit dem Tarot, und des erfassen wollend, was ist Magie. Da tauchen wahrlichst, die
seltsamsten Menschen auf und wunderlichen Geschichten. Ein paarmal wurde ich Zeugin, von sehr
zusammen gefügten Vorgängen, die ich mir rational überhaupt nicht erkären konnte. Da wusste ich
bei mir, mir fehlt noch was. Alles was ich an Literatur darüber fand, verschlang mich. So intensiv,
dass Erleben.
Mein Leben auf der Überholspur saugte mich zunehmend aus, in mir wusste ich, dass ist alles zu viel, und sah mich zusammen brechen. Krankheiten nagten schon seit meiner Kindheit am Körper. Und es hörte nicht auf, und ich wusste nicht, wie ich dieses Karusell verlassen konnte. Und in mir war ein Berg von Tränen und Verwirrtheit, von allen guten Geistern verlassen, so schien es mir.
In dieser Zeit habe ich viel getrunken, um den anwachsenden Berg an Schmerzen, den ein Leben
so mit sich bringt, runter zu schlucken. Und ich habe ernsthaft geglaubt, dass ich die Zügel in der Hand hätte, beim Spiel des Lebens, ich war clever, mir konnte so schnell keiner was.
Doch Nachts, wenn ich im Bett lag, und ich einen Alptraum nach dem anderen hatte, und danach
vor lauter innerlicher Angst nicht mehr schlafen konnte, weil mich diese Bilder verfolgten, auch im Wachzustand, und es waren vornehmliche Kriegerische Träume, in denen ich immer in Bedrohliche
Zustände geraten bin. In dieser Zeit kamen auch viele biblische Bilder in mir hoch. Einmal habe
ich die Geschichte von Kain und Abel, "durchlebt" oder wie Josef in den Brunnen geworfen worden ist.
( heute weiß ich, dass Wasser der Wasserfrau, meine Zeit mit Gott, in Kindertagen, Wasser und der
Brunnen habe ich für mich als die geistige Taufe gedeutet. Das Omen)
Ich konnte nicht mehr, ich musste vor mir zugeben, ich bin ein Wrack. Und die Bilder im Kopf, die nicht enden wollenden, spülten mich fort. Kopfunter. Jegliche spirituelle Orientierung verloren, viel angesammlet, die Kammer war voll, doch nichts hat geholfen, oder nicht lange und wirksam.
In dieser Zeit war ich unter anderem bei den Rosenkreuzern, ja hat mir gut gefallen, aber nach einem Jahr wollte mein Geist weiter wandern. Da kam ich mit den Upanishaden in Berührung, da fühlte ich seit langen mal wieder eine Göttliche Freude in mir, und eine überwältigende Sehnsucht, nach etwas was ich vergessen habe. Seit in diesem dunklen alten schäbigen Raum, meine Liebe zu Gott erweckt worden ist.
Ich habe viele schöne Dinge erlebt, so ist es nicht, aber das Wenigste trug die Tiefe, nach der ich mich sehne.
Wobei ich noch zwei Bücher erwähnen muss, die mich auch auf eine lehrsame Reise geschickt haben, Zanoni und Flita.
Nichts konnte mich geistig lange gefangen halten, wie eine Nomadin streifte ich weiter durchs Pfadlose Land, kostete mal von dies oder jenem, um mich dann weiter auf die Reise zu machen. Um mein
eingemauertes Herz und meine blinden Augen, zu befreien. Mein einzigstes Ziel, in der Verwirrung.
Mein innerstes Zwiegespräch hat nie aufgehört, nur ich bin vom Pfad runter, weil ich muss wissen! wo
ich bin.
Wollte mit meinem Sohn in den Urlaub fahren, wusste aber nicht wohin, also dachte ich, gehe ins Reisebüro, und was dich inspiriert, das buchst du dann. Zu dieser Zeit Mitte der 90ziger, waren Reisebüros noch gut besucht, und ich musste eine Weile warten. In dieser Zeit, fiel mir ein Prospekt von Tunesien auf,
ich blätterte ihn durch, und mir fiel ein, mein Vater war Seemann, und er erzählte mal von Tunesien,
und das es eine andere Welt sei. Ok dachte ich, andere Welten sind gut.
Diese Tunesien Liebe hielt mehrere Jahre an. Dort war ich mir wieder bewusst, dass Leben auch pure
kindliche Freude sein kann. Das was mir im "kalten" Deutschland fehlt. Einfach ohne wirklichen Plan,
zu sein, und seinem Tagwerk nachgehen. Da ich dort einen Freund hatte, habe ich unter Einheimischen gelebt. Was hat es mein Herz erfüllt, wenn ich durch kleinen Oasen Stadt lief, und das lebendige Treiben sah, mit all seinen Farben und Gerüchen, der ständigen Wärme, zu danken, bewegen sich die Menschen
langsam und gemächlich, und keine Zeit sitzt da im Nacken.
Da habe ich am meisten das Wunder des
Lebens in mir aufnehmen können, das Kommen und das Gehen, als universelles Gesetz, während in
der Morgendämmerung der Muezzin ruft.
In so einer Nacht sah ich den Tod, unter einem Rosentor stehen und gütig lächeln, er holte den Bruder von meinem Freund. Mich hat das innerlich gesehene zu tiefst
erschüttert, obwohl es eine friedliche Situation war. Einen Monat später ist sein Bruder verstorben.
Oft hab ich in Tunesien gedacht, ich kenne das alles, aber weiß nicht woher.
Dann war ich für längere Zeit in einer Reha. Dort lernte ich eine Frau kennen, die mit Aufstellungen
von Hellinger zu tun hatte. Kannte ich nicht, aber neugierig wie ich bin, gleich alles gelesen. Da viel mir bei
Zitaten öfters der Name Carlos Castaneda auf, und diese Zitate haben es mir gleich angetan.
Also fing ich an, "Die Lehren des Don Juan" zu lesen. Beim lesen viel mir auf, an vielen Stellen, dass ich als Kind so gedacht habe, was er beschreibt. Aber die Welt mit ihrem Takt, jegliches Wissen darüber verschlingt, um ihn dann als leere Hülle wieder auszuspucken. Die Kreuzigung.
Ich hab mit den Büchern, gelebt, gelacht, geweint, überall war ein Buch von Castaneda dabei, als Schutz
und Mahnung, bei einem Rückfall, in die alte Hülle.
Und so langsam, spürte ich die Wirkung an mir. Meine Selbstdisziplin, wurde mir zur Notwendigkeit
und jeder Erfolg, erfüllte mich mich Freude. Da war wieder etwas in meinem Leben, dass das Erforschen
der Dinge, spannend und lohnenswert mache, eine ganz Neue Wirklichkeit tat sich vor mir auf.
In dieser Zeit war ich in einer Silvester Nacht, in einem Park, jenseits vom Trubel der Feiernden,
Stille, nur das leise Rauschen des Windes, ab und zu gab eine Ente einen Ton von sich. Ein kleiner
Fluss ergoss sich in eine Quelle, und wehte sein Wassergemurmel zu mir. Über mir der klare Sternenhimmel. Ich war erfüllt von meinem Neues Wissen, über das Leben und sehr dankbar, etwas gefunden zu haben, dass ich aus vollem Herzen lieben kann, dass erzählte ich den Sternen, und bedankte mich auch bei Don Juan, dass er sein Wissen weitergegeben hat. In diesem Augenblick zischte eine
Sternschnuppe am Himmel, an meinen Augen vorbei. Und ich empfand die gleiche Liebe, wie damals in Kindertagen, in dem dunklen Haus, für Jesus.
Nur war ich aus der Kammer rausgetreten, zu eng zu staubig und überall lauern Fallen. Letztens habe ich gelesen, dass finde ich sehr passend, "warum vor dem Ochsenkarren der Religionen her laufen, wenn man auch auf den Schwingen des Adlers-Bewusstseins, fliegen kann."
14 Jahre gab es geistig nichts anderes, die Lehren der Tolteken zu erforschen. Habe mich von vielem
verabschiedet, was früher mein Leben zur Quelle des ewigen Chaos beherrscht hat. Habe die dunkle Kammer, in der sich in vielen Jahrzehnten so viel Unrat angesammelt hat, radikal ausgemistet.
Die Fenster geöffnet und das Licht wieder herein gelassen. Hab der Kammer einen Neuen Anstrich verpasst, nun ist sie licht und leer. Und bevor ich etwas wieder in sie hineinstelle, wäge ich gut ab, ob
überhaupt nötig fürs Inventar.
Aber nur gelegendliche Momente des sich Eins fühlens, lassen mich nicht ruhen, immer weiter zu gehen.
Jeder Versuch ein anderes Buch zu lesen, scheiterte, alles erschien mir so banal, was da geschrieben stand.
Und Bücher sind für mich, wie die Luft zum atmen.
Das erste Buch viele Jahre später, was meine Aufmerksamkeit fesselte, war von H.J. Ortheil
"Die Erfindung des Lebens". Bei diesem Buch, bin ich während des Lesens, immer wieder in meine eigene Kindheit zurück geglitten, und habe "korrigiert" was mir einst Wunden verursacht hat, so dass es heute keine Macht mehr über mich hat. Jegliche Erinnerung kann nun durch fließen, ohne anzuhalten, oder
gar bedauern.
Nun komme ich mir manchmal wie Gefäß vor, und kann vom süßen Nektar des Geistes kosten, wohl wissend, dass ich nicht der Inhalt bin, manchmal aber auch, drückt mir sein Inhalt fast das Herz ab. Das sind die schrecklichen tiefen Momente, wo mir in aller Klarheit bewusst ist, das ich vom Ursprünglichen getrennt bin. Aber nun mit der Erfahrung, dass ich nie wirklich getrennt war, ich war lange Zeit des Spielens nicht müde, und bin immer wieder auf anderen Pfaden gewandelt, und habe mich, in meiner
eigenen Sonne geblendet und bin 40 Jahre durch die Wüste geirrt. Bevor ich "mein Land" gefunden habe.
Mein Sohn sagte vor ein paar Tagen zu mir, "Mutter ich muss nicht alle Schleier weg ziehen und jeden Tag
neu, wie Phönix aus der Asche entstehen, wie du." Schön, hat er das gesagt, ja ich muss das machen,
und ich habe da gar keine Wahl, nicht eher bis ich wieder, dass bin und erkenne, aus dem ich vor Urzeiten durch Gott hervor gegangen bin. Dennoch Leben um Leben, ist ein Wunder, so wie die ganze Schöpfung
ein unbegreifliches Wunder ist.
Als ich angefangen habe, die Dinge so zu sehen wie sie sind, und nicht wie ich das gerne hätte, kann ich nur
in Demut auf die Knie gehen.
Denn das dunkle Zimmer, wo mir das Licht zuerst erschien, war erst der Anfang, von einer Unendlichen
Reise. Die Vorstellung, dass dieses Leben nur der Beginn von etwas noch Größerem ist, was mein Bewusstsein gar nicht wirklich erfassen kann, trägt mich durch das Leben, und manchmal schwebe ich,
so weit weg vom weltlichen Theater und trinke von der nie versiegenden Quelle "der Wasserfrau" der universellen Mutter.
Nun im Alter, zieht es mich gerade zum Sanskrit und den Veden und den Yogis, und zur Freude, finde
ich viele Übereinstimmungen, mit den Lehren der alten Tolteken, was gewisse Techniken betrifft.
Der Lotus ist eine Blüte, dessen Wurzeln tief im Sumpf stecken, einmal im Licht angekommen, erstrahlt er in voller Schönheit.
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