Donnerstag, 6. Juni 2013
Phantome
Der Geist der mich zuerst berührt hat als Kind, war Jesus in der Bibelstunde, in einem verfallenden alten Haus, in dem es dunkel und kalt war, es roch nach Moder und Armut. Ich war 6 Jahre alt und eine Klassenfreundin hat mich mit genommen, zu den Zeugen Jehovas. Meine Mutter und meine Geschwister haben mich ausgelacht. Der innere Drang war stärker oder die Neugier ...

Der Bibellehrer, ein lüsterner alter Kerl, der dennoch mit voller Innbrunst, über die Worte Jesus erzählte. Schon damals wusste ich instinktiv, das er das nicht richtig erzählt, ohne zu wissen warum. Die Kinder hatten Angst vor ihm, in ihm wohnte etwas boshaftes und unberechenbares, das man einfach fühlt, als Kind.

Ich hörte zum ersten mal, die Geschichten über Jesus, und in mir war sofort ein Gefühl des Mitleidens, und zwar so stark, das ich weinen musste.

Das hat mich lange Zeit nicht losgelassen. vor allem an Ostern, wenn ich Filme über die Kreuzigung gesehen hab, war ich so derart aufgewühlt, und hab mir Gedanken gemacht, warum es das Böse auf der Welt gibt. Da ist einer, der sagt die schönsten Dinge, die man überhaupt in Worte fassen kann, die Gleichnisse, wer hat das wirklch drauf, und der wird bestraft von der Welt, der Gierigen und Blinden, die nur nach ihrem Vorteil trachten, und alles platt machen, was dem im Wege steht. Das ganze Gegenteil, von dem was Jesus wirklich wollte. Die Nachfolge, der Weg des Herzens und der Liebe.

Als ich nach Berlin zog, begegnete ich einer Nonne, mein Ex-Mann war beim Film, in der DDR und die Katholische Kirche hatte das Equipment einer Filmcrew gebucht, für einen Auftritt von Frere Roger Schütz. Diese Nonne heftete sich richtig an "meine Fersen", auch von meiner Seite war da sofort Symphatie da.

Die Atmosspäre in dieser Kirche, war so voller Frieden und Freude, wie ich es selten in meinem Leben wahrgenommen haben, diese Menschen waren entrückt, von einer Idee, Jesus. Und ich dazwischen, "auf der anderen Seite" der Sehnsucht nach Anarchie und wahrer Freiheit, die Worte meines kommunischtischen Vaters, Religion Opium fürs Volk.

Jesus hat mich mehr angezogen als der Kommunismus.
Aber ich wollte mich für die Welt offen lassen.

Irgendwie, ist in meinem Instinkt einprogrammiert, nicht jeder Interpretation zu folgen, ich lass dann meine Phantasie fliegen- meinen Geist, folge ihm so gut ich kann, und hole mir meine eigenen Wahrheiten, von dem Wesen des Lebens, vom Wesen der Religion, was ja eigentlich nur Verbindung heisst.

Diese Freiheit ist mir angeboren, die muss ich nicht mehr lernen. Ich betrachte sie aus allen Richtungen.

Diese Nonne verfolgte mich in mein Privatleben, so als wäre es das Letzte was sie tun müsste. Und ich, hab mich irgendwie bedroht gefühlt, von dieser Intensität. Manchmal hab ich sie nicht reingelassen, wenn sie geklingelt hat, was ein Feigling ich war. Denn wenn ich zuhören konnte, nach dem ich nachgegeben hab, diesem Drang der Selbstkontrolle, war mir es schön, was sie erzählte, vor allem wie.
Über das Wesen von Jesus.

Katharina hiess sie die Nonne, deren Lebenswerk es war, Menschen Gott und Jesus nahe zu bringen, mit so viel Leidenschaft !

Lange haben mich die Gleichnisse, Jesus getragen, voller Mitleid. Bis ich tiefer geforscht habe und auf die Apokrypten gestossen bin. Ein völlig Neues Tor zur Wahrheit. Jane Roberts Bücher über Seth, in dem sie das Drama auf Erden schildert, und über das Mysterium auf Erden über Jesus, haben mir eine andere Richtung des Denkens verliehen. Da war ich 22 Jahre alt.

Hab es auch mit der Thora probiert und der Kabbala, das ist nicht bis in mein Herz gedrungen, ganz zu schweigen von dem Talmud, menschliche Anmaßung und Selbstüberschätzung. Jeder so wie er es braucht, solange ich damit in Ruhe gelassen werde.
Ein Gott der Kriege anführt, eifersüchtig und rachsüchtig ist, ist kein Gott für mich, jedenfalls scheint dieser Gott über kein großes Bewusstsein
zu verfügen, sonst geschehen solche Dinge nicht, wie sie geschehen. Ein Weg ohne Herz ist nichts wert.

Und dann fand ich die Bücher von Castaneda oder fanden sie mich ? und alles änderte sich. Das erste mal, war ich Feuer und Flamme, das sprach sofort zu mir. Von allem das ich als gesichert annahm, habe ich mich im Laufe der Jahre verabschieden müssen, weil das alles keinen Sinn mehr machte. Ich habe wahrgenommen, dass alles was einem so erzählt wird, über Religionen, nur dazu dient, Macht zu verfestigen oder die eigenen Ängste zu beruhigen. Also habe ich nochmal von vorn angefangen, dieses mal wild und nicht konditioniert, mein Weg, meine Augen, die der beste Zeuge sind.
K.G. Jung sagt dazu, "wer nach Außen schaut träumt, wer nach innen schaut erwacht."

Alles Göttliche ist für mich abstrakt und individuell, weil wir alle verschieden wahrnehmen. Vor allem habe ich mich vom gesellschaftlichen MUSS getrennt, weil ich das als Krankheit empfunden habe, und nicht als die Lösung. Wenn ich unter vielen Menschen bin, fühle ich mich sehr oft allein, wenn ich allein bin, fühle ich mich Ganz. Kann auch nicht verstehen, warum Menschen einen Guru, einen Führer brauchen, ein Lehrer der dabei hilft, sich selbst zu öffnen, ja, einen Hirten brauchen nur Schafe, die ihre Macht abgegeben haben, und in fremden Spuren laufen.

Das ist zu wenig, um das Leben und sich selbst zu verstehen, zu fühlen wie tief das Leben geht, ein Bewusstsein das die eigentliche Kontrolle hat, es mit eigenen Augen sehen, eine Kraft, eine Absicht die stärker ist, als alles was wir uns vorstellen können.
Wenn man das Dauerselbstgespräch unter seine Kontrolle bringt und einfach ohne alles zu zerdenken, oder analysieren, die Dinge wie sie wirklich sind sehen
und nicht wie wir sie uns einbilden, denn das ist es eine Einbildung, abhängig von der eigenen Abhängigkeit an was auch immer. Vor sich selbst nackt!



Einmal bin ich durch die Stadt gelaufen und plötzlich in aller Klarheit sah ich die Menschen umher irren, jeder mit sich selbst beschäftigt, oder lässt sich am Handy beschäftigen, die schlimmste Form von Abhängigkeit, nicht im Hier und Jetzt, alles rast in einer Geschwindigkeit vorbei, wie in einem Kettenkarussell, und der gleiche Schwindel der danach folgt, ist im menschlichen Verstand, wie jemand der ständig Hunger hat, aber niemals satt wird. Die Menschen kamen mir wie Phantome vor, irgendwie wie tot, keine natürliche Lebendigkeit, ferngesteuert. Das war ein Moment der mich zu tiefst erschüttert hat.

Etwas in meinem Geist hindert mich daran, mich festzulegen, wenn was von Außen kommt, als wären da unsichtbare Fallen. Mit Fallen habe ich meine Erfahrungen gemacht, reichlich, bis ich gelernt habe, meinem Instinkt zu trauen, der lügt nicht. Und dahinter ist eine Absicht, auch wenn sie mir schleierhaft ist, aber ich spüre sie und sie war schon immer da, als Kind war es noch sehr präsent, da war immer Etwas mit mir. Und wenn man durch die Lebensschmiede durch geht, verschwindet das Gefühl, es wird immer leiser. Wir selbst sind es, die vergessen, weil wir so vollgestopft sind wie eine alte Bodenkammer. Da hilft nur aussortieren oder entleeren, Stück für Stück. Das einstige Wissen von uns Selbst und der Absicht liegt darunter verborgen.

In meinem geistigen Zustand, lösgelöst vom materiellen Zustand, ist sich frei machen, die einzige Regel, die sich für mich lohnt zu gehen.
Ein zurück ist nicht mehr möglich.

"Darum musst du immer daran denken, daß ein Weg nur ein Weg ist. Wenn du fühlst, dass du ihn nicht gehen willst, musst du ihm unter gar keinen Umständen folgen.

Sieh dir jeden Weg genau und aufmerksam an. Versuche ihn so oft es dir notwendig erscheint. Dann stell dir, und nur dir selbst, eine Frage. Ist dieser Weg, ein Weg mit Herz, wenn nicht, ist er nutzlos.

Für mich gibt es nur ein Reisen auf Wegen, die Herz haben, auf jedem Weg reise ich, der vielleicht ein Weg ist, der Herz hat. Dort reise ich, und die einzige lohnende Herausforderung ist, seine ganze Länge zu gehen. Und dort reise ich und sehe und s e h e atemlos.“
Carlos Castaneda

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